This is an art blog based in Europe, primarily Switzerland, but with much about the US and elsewhere. With the changes in blogging and social media, it is now a more public storage for articles connected to discussions occurring primarily on facebook and the like.
(Site in English und Deutsch)
29 May 2007
För Hitz ond Brand
Zeitgenössische Kunst in Appenzeller Museen
Die Geste des Senns, der als Signet das Projekt begleitet, ist eigentlich deutlich: Der Senn stellt fest: «Die spinnen.» Und er hat Recht. Ein Projekt, ein Kulturprojekt, von dieser Grössenordnung im Appenzellerland nicht nur aushecken, sondern auch noch umsetzen zu wollen, ist Leicht- und Wahnsinn. Er hätte Recht, der Senn, wenn dies wirklich seine Geste wäre.
Vielleicht sagt der Senn aber gar nichts, sondern denkt nach, kratzt sich an der Stirn, überlegt: «Was soll denn das?!» Ein Gewölbe voll Schokolade (von Muda Mathis und Sus Zwick) im Fünfeckpalast in Trogen, flackernder Neonmist bei den Silvesterkläusen in Urnäsch (von Alexandra Hopf), eine Sänfte als Vogelhaus in Heiden (von Michaela Melián), Stosszähne im Mädchenzimmer in Herisau (von Rolf Graf) ... es gäbe viele weitere Beispiel. Man kann sie nicht alle aufzählen, sie wollen gesehen, entdeckt, erlebt werden.
Der Senn aber ist weise. Er macht weder unflätige Gesten noch zerbricht er sich das Hirn ob all dem Rätselhaften. Er steckt sich den Finger ins Ohr und hört auf sich, auf seine eigene Stimme, um so besser auf die anderen eingehen zu können. Das Bild ist ein Stück Volkskunst, das gleich mehrere Bereiche tangiert. Es ist eine Malerei auf einem Fahreimerbödeli, also auf dem Boden eines Gefässes, das zur Alpgerätschaft gehört und beim Alpaufzug mitgefahren wird. Die Musikkultur, die Volksmusik, ist angesprochen, denn diese Geste machen die Sänger, die Jodler, beim Zäuerlen. Dass die Hosenträger des Senns als Piktogramm, als H für Hospital, gelesen werden können und somit die Verbindung zu Heilprozessen gemacht ist, mag überinterpretiert, aber nicht absichtslos sein.
Der Fahreimerboden mit dem Senn ist zwar ein Objekt aus einer Privatsammlung, doch ist damit die ganze Sammlungsgeschichte angesprochen. Vergleichbare Objekte sind auch in den Regional- und Volkskundemuseen zu finden, die sich für diesen Sommer auf das Projekt «För Hitz ond Brand» eingelassen haben.
«För Hitz ond Brand»: Ein ebenso seltsamer wie rätselhafter Titel für Auswärtige, für die Einheimischen allerdings die gängige Bezeichnung einer alten und bis heute verwendeten Heilmethode aus dem Innerrhodischen, die unter anderem bei Vergesslichkeit, Heimweh, Warzen, Fieber und Liebeskummer eingesetzt wird. Ihren Namen hat die Methode daher, dass sie von alters her vor allem gegen Hitz, also Fieber, und Brand, also Verbrennungen eingesetzt wurde. Die Methode zu ergründen und zu beschreiben ist nicht ganz einfach. Roland Inauen, Ethnologe und Leiter des Museums Appenzell, der in verschiedenen Texten versucht hat das Phänomen einzukreisen, nennt sie eine «Art medizinische Subkultur», die alle kennen, viele in Anspruch nehmen, über die aber kaum nähere Informationen zu erhalten sind.
Im Kunstprojekt, das zeitgenössisches Kunstschaffen in elf Appenzeller Museen bringt, steht «För Hitz ond Brand» für dieses ur-ländliche, ur-appenzellisch eigentümliche, für dieses von der Überlieferung genährte und doch zeitgemässe Geheimnis. Letztlich geht es damit um die ewigen Themen des Lebens – Geburt, Gewalt, Liebe, Tod – ihre Wahrnehmung und ihre Übersetzung in die Kunst.
Wie dieses Geheimnis wirklich funktioniert, werden wir nie ergründen, das eigentliche Wesen der Kunst werden wir nie verstehen. Wahrscheinlich ist es genau diese Substanz, sind es diese Geheimnisse, die unser Leben lebenswert machen, denn die offenen Fragen erzeugen Spannung, halten uns wach und damit lebendig.
Wie in der alten Heilmethode «För Hitz ond Brand» bleibt auch in der zeitgenössischen Kunst vieles ungeklärt, denn es ist ein Irrtum zu glauben, dass die Kunst mehr Sinn mache als das Leben. Kunst ist dem persönlichen Erleben, individueller Wahrnehmung und Deutung unterworfen. Selbstverständlich kann man Manches vermitteln und über einzelne Aspekte informieren, aber vieles bleibt der Betrachterin und dem Betrachter überlassen.
Und so ist «För Hitz ond Brand» ein Versuch mit Dutzenden von fragmentarischen Erklärungen hinter diese Geheinisse zu kommen. Indem viele Facetten aufgezeigt werden, entsteht ein mosaikartiges Gesamtbild, eine Collage und damit das Gefühl, dem Wesentlichen näher gekommen zu sein.
Es gibt im Appenzellerland mehr Museen als in der übrigen Schweiz, die sich sowieso schon durch die weltweit höchste Museumsdichte auszeichnet. Sind es pro Museum in der Schweiz rund 8000 Einwohner, müssen sich im Appenzellerland bloss 5000 Einwohner ein Museum teilen. Es sind Museen, die sich fast ausnahmslos auf Geschichtliches und Ethnologisches konzentrieren. Zeitgenössisches, zeitgenössische Kunst, bildende Kunst überhaupt, fehlt, oder zumindest fehlt sie beinah. Es gibt im Appenzellerland keinen Ort, keine Institution dafür (abgesehen vom privaten Museum Liner). Stattdessen hat man die nahe Stadt, St.Gallen. Und das ist gut so. So lassen sich so ausserordentliche Projekte wie dieses erst eigentlich anpacken, aus dem Manko heraus und mit der Gewissheit, dass gerade darin Einzigartiges entstehen kann.
Aus dieser spannungsvollen Situation von ganz vielen kleinen und kleinsten Museen mit ganz unterschiedlichen Ansprüchen, Öffnungszeiten und auch ganz unterschiedlichen Budgets auf der einen Seite und dem nicht vorhandenen Ort für Kunst auf der anderen Seite konnte «För Hitz ond Brand» wachsen. Es ist ein Projekt, das Spannung auflöst, weil beide Seiten befruchtet, bereichert werden. Die Museen als Gastgeber beherbergen ein paar Kuckuckseier, brüten vielleicht auch darüber, die Künstler auf der anderen Seite entdecken ein Stück Volkskultur, das sie gerne in ihren Rucksack packen und mit Weltgeschichte verknüpfen. Bei diesem Austausch, bei der gemeinsamen Arbeit vor Ort, wenn etwa in Trogen im Schützenmuseum 140 krude zusammengezimmerte Gewehre (von Lutz/Guggisberg) platziert oder in Wolfhalden Malereien (von André Butzer) mit Titeln wie «Himmler» und «Hölderlin» zwischen Landshauptmann und Major Bänziger und Komponist Tanner gehängt werden, ist klar geworden, dass hinter all der Arbeit Menschen stehen. Und das ist gut so.
Weitere Informationen unter http://www.hitzondbrand.ch
Ursula Badrutt/Matthias Kuhn
25 May 2007
Max: Towelday! A Tribute to Douglas Adams
You sass that hoopy Douglas Adams? Now there's a frood who knew where his towel was. You are invited to join your fellow hitch hikers in mourning the loss of the late great one. Join in on towel day to show your appreciation for the humor and insight that Douglas Adams brought to all our lives.
What do I do?
Carry your towel with you throughout the day to show your participation and mourning.
When do I do it?
May 25th.
Where do I do it?
Everywhere.
Why a towel?
To quote from The Hitchhiker's Guide to the Galaxy.
A towel, it says, is about the most massively useful thing an interstellar hitch hiker can have. Partly it has great practicalvalue - you can wrap it around you for warmth as you bound across the cold moons of Jaglan Beta; you can lie on it on the brilliant marble-sanded beaches of Santraginus V, inhaling the heady sea vapours; you can sleep under it beneath the stars which shine so redly on the desert world of Kakrafoon; use it to sail a mini raft down the slow heavy river Moth; wet it for use in hand-to-hand-combat; wrap it round your head to ward off noxious fumes or to avoid the gaze of the Ravenous Bugblatter Beast of Traal (a mindboggingly stupid animal, it assumes that if you can't see it, it can't see you - daft as a bush, but very ravenous); you can wave your towel in emergencies as a distress signal, and of course dry yourself off with it if it still seems to be clean enough.
More importantly, a towel has immense psychological value. For some reason, if a strag (strag: non-hitch hiker) discovers that a hitch hiker has his towel with him, he will automatically assume that he is also in possession of a toothbrush, face flannel, soap, tin of biscuits, flask, compass, map, ball of string, gnat spray, wet weather gear, space suit etc., etc. Furthermore, the strag will then happily lend the hitch hiker any of these or a dozen other items that the hitch hiker might accidentally have "lost". What the strag will think is that any man who can hitch the length and breadth of the galaxy, rough it, slum it, struggle against terrible odds, win through, and still knows where his towel is is clearly a man to be reckoned with.
http://www.towelday.kojv.net/
What do I do?
Carry your towel with you throughout the day to show your participation and mourning.
When do I do it?
May 25th.
Where do I do it?
Everywhere.
Why a towel?
To quote from The Hitchhiker's Guide to the Galaxy.
A towel, it says, is about the most massively useful thing an interstellar hitch hiker can have. Partly it has great practicalvalue - you can wrap it around you for warmth as you bound across the cold moons of Jaglan Beta; you can lie on it on the brilliant marble-sanded beaches of Santraginus V, inhaling the heady sea vapours; you can sleep under it beneath the stars which shine so redly on the desert world of Kakrafoon; use it to sail a mini raft down the slow heavy river Moth; wet it for use in hand-to-hand-combat; wrap it round your head to ward off noxious fumes or to avoid the gaze of the Ravenous Bugblatter Beast of Traal (a mindboggingly stupid animal, it assumes that if you can't see it, it can't see you - daft as a bush, but very ravenous); you can wave your towel in emergencies as a distress signal, and of course dry yourself off with it if it still seems to be clean enough.
More importantly, a towel has immense psychological value. For some reason, if a strag (strag: non-hitch hiker) discovers that a hitch hiker has his towel with him, he will automatically assume that he is also in possession of a toothbrush, face flannel, soap, tin of biscuits, flask, compass, map, ball of string, gnat spray, wet weather gear, space suit etc., etc. Furthermore, the strag will then happily lend the hitch hiker any of these or a dozen other items that the hitch hiker might accidentally have "lost". What the strag will think is that any man who can hitch the length and breadth of the galaxy, rough it, slum it, struggle against terrible odds, win through, and still knows where his towel is is clearly a man to be reckoned with.
http://www.towelday.kojv.net/
24 May 2007
Dreaming Monk: Zap through concepts
Isn't contemporary art great! So much better than all those dusty old paintings that took hours to look at because there was just too much to digest. Now you can go look at an exhibition, pop through it in no time whatsoever, be delighted with it all and go on to the next one.
It's the greatest thing, and whats more you don't need to worry about being smart or educated enough to understand anything. The zap through concepts that many hot young artists are chugging out these days are shrewdly calculated to nudge you exactly where it's needed to trigger that automated response! You are putty in their expert hands so enter freely and cast all your foolish worries aside!
And it's perfect since there just isn't enough time in todays society for over complicated art anyway, simply too many other fun things to do.
Its made me think that the time has come to cough up a word for these new masters of communication. After all the word "art" stinks of old fashion highbrow mothballs and doesn't mean much anymore.
Any ideas anyone?
Crossposted from rattlebrained
It's the greatest thing, and whats more you don't need to worry about being smart or educated enough to understand anything. The zap through concepts that many hot young artists are chugging out these days are shrewdly calculated to nudge you exactly where it's needed to trigger that automated response! You are putty in their expert hands so enter freely and cast all your foolish worries aside!
And it's perfect since there just isn't enough time in todays society for over complicated art anyway, simply too many other fun things to do.
Its made me think that the time has come to cough up a word for these new masters of communication. After all the word "art" stinks of old fashion highbrow mothballs and doesn't mean much anymore.
Any ideas anyone?
Crossposted from rattlebrained
23 May 2007
Brandl: Where’s the Artist Here? - "Vermittlung," Curation, Usurpation and Power
I just received yet another invitation to a symposium (the preferred form of communication in the Consensoriat) concerning the Role of Exhibition Development in the Contemporary Artworld. I have a proposal.
In these set pieces, usually curators lecture the audience on their own importance, pretend to field a few polite questions from the public (who usually consists of artists wishing to get the attention of the Powermakers Present).
Never even once have I seen one of these endless self-congratulatory symposiums / multi-day panel-discussions wherein anyone speaks who is CRITICAL of the contemporary power structure favoring curators over artists. (As an aside — as much as I disagree with his book, we need a Tom Wolfe-like Painted Word attack on this situation.)
Therefore, I am (not so) humbly offering my services. Whenever anyone reading this is part of the planning process of such a symposium or panel discussion, I will gladly present an entertaining, informative, hard-hitting critique of the current situation – and most of all its self-delusions – in a speech I tentatively title “Where’s the Artist Here?: “Vermittlung,” Curation, Usurpation and Power.” Fly me in. I’m certain I can generate real discussion. And it is drastically needed.
17 May 2007
Corinne Schatz: LUCIE SCHENKER, Zeichnungen.
Katharinen St.Gallen, 28. April bis 20. Mai 2007
Vernissageansprache 27. April 2007
Viele von Ihnen haben vor einigen Wochen die Einladungskarte zu dieser Ausstellung erhalten, und darauf ein seltsames Gebilde, etwas Körperhaftes mit eigenartigen Ausbuchtungen, Nippeln oder Warzen, gesehen. Ebenso stark traten aber auch die Strukturen und feinen Fältchen einer überspannten Haut in den Vordergrund. Es berührt seltsam, dieses Bild, das "Ding" wirkt zugleich lebendig und unnatürlich, man spürt beinahe körperlich, ja schmerzhaft, die Dehnung und Spannung, die diese Haut fast zum Reissen zu bringen scheint. Es ist also keines jener luftigen, schwebenden, manchmal atmenden Gebilde, die Lucie Schenker in den letzten Jahren aus diversen Kunststoffen geschaffen hat, eine andere Richtung kündigt sich schon in dieser Karte an.
Spätestens mit dem Betreten der Ausstellung aber wird offenbar, dass die Künstlerin einen neuen Weg beschreitet.
In den Graffit-Zeichnungen, die sie in den letzen zwei Jahren geschaffen hat, begegnet man Formen, die zugleich vertraut und fremd wirken. Man erkennt Körperliches, ist sich jedoch oft nicht sicher, um welche Körperteile es sich handelt. Darüber scheinen sich dünne Häute zu spannen. Manchmal wirken diese weich und schmeichelnd, ein anderes Mal jedoch fast schmerzhaft gedehnt und gezerrt, dann wieder sind Körper und Haut "in Einklang", verwachsen als ein Ganzes. So finden wir in den Blättern hier ein Knie, dort eine Schulter, oft aber auch Formen, die wir sogar mit anatomischen Grundkenntnissen kaum identifizieren können. Vielleicht kann hier und da die Kunstgeschichte Hilfe bieten:
Die Vorlagen findet Lucie Schenker nämlich bei den Künstlern der Vergangenheit, bei Michelangelo und seinen gewaltigen Figuren der Sixtinischen Kapelle, in Ingres' fein modellierten Körpern, oder auch in Mapplethorpes athletischen Männerakten. Es sind meist Werke, in denen die Plastizität der Körperdarstellung besonders hervorsticht. Einige der Zeichnungen sind nach einem lebenden Modell entstanden. Durch Lucie Schenkers Hand erfahren nun diese Körperausschnitte eine eigenwillige Verwandlung. Das Fragmentarische steht nicht im Vordergrund, vielmehr vervollständigt die Künstlerin ihre Rücken-, Arm- oder Beinpartien zu in sich geschlossenen Formen. Sie schafft auch nicht Abstraktionen der menschlichen Figur, sondern nimmt skulpturale Formen auf, die sie aus den Körpern herauslöst und umschliesst. Diese Formen schweben schwerelos im Raum der transparenten Blätter. Die Plastizität der Hell-Dunkel-Modellierung wird sorgfältig übernommen, jedoch lassen die Fältchen und Dehnungen der Umhüllungen in ganz eigenartiger Weise die Oberfläche in den Vordergrund drängen.
So kippt unser Blick vom Körperhaften zum Oberflächlichen und zurück, ein Wechselspiel, welches die Aufmerksamkeit und die Wahrnehmung in stetiger Spannung und Bewegung hält. Die Künstlerin bricht unsere Sehgewohnheiten, indem sie den menschlichen Körper durchsichtig macht, ohne ihn seiner Haut und seiner Plastizität zu berauben.
So weit sich Lucie Schenker mit ihren neuen Zeichnungen von ihrer bisherigen Arbeit zu entfernen scheint, so nahe sind sie dieser doch gerade in der eben beschriebenen Wechselwirkung und Ambivalenz. Bereits in den geometrischen Draht- und Gitterobjekten zeigt sich dies als eines ihrer grundlegenden Themen: die Verbindung von nach aussen geschlossener Masse und deren Durchdringung durch Transparenz. Eine Dreidimensionalität, die sich in fortwährendem Wandel in Transparenz auflöst und wieder zur Masse konkretisiert.
Dieses Thema lässt sich in fast allen ihren Werkgruppen mehr oder weniger deutlich erkennen: In den Gebilden aus Kunststoffgeweben, die mit der raumfüllenden Arbeit in Rapperswil sozusagen ihren Höhepunkt und Abschluss fand (und wo übrigens auch die ersten Vorboten der neuen Richtung zu sehen waren, nämlich einige Zeichnungen von Händen, die in darüber gespannten Gummihandschuhen steckten), war die leichte Durchsichtigkeit der Stoffe, welche sie als eine Art Lichtgebilde, oder Wolken erscheinen liessen, offensichtlich.
Erinnert sei auch an die Fotoserie, die Lucie Schenker von ihrem Rom-Stipendium zurückbrachte: Dutzende von Gebäuden, die hinter Gerüsten in halbtransparente Baugewebe eingehüllt waren.
So sehen wir, nach der ersten Überraschung, dass der neue Weg durchaus eine innere Logik und Konsequenz hat. Das Spannendste beim Begleiten einer Künstlerin, eines Künstlers über mehrere Jahre ist es, mitzuerleben, wie sie innerhalb ihrer Themen, ihrer Fragen, ihrer Suche, immer wieder neue Elemente, neue Möglichkeiten, neue Formulierungen und Formen, andere Richtungen entdecken.
Nun interessiert einen immer auch die Frage: Wo gibt es Verbindungen zu anderen Werken, anderen KünstlerInnen? Wie unterscheidet sich ein Werk von verwandten Schöpfungen? Welche Antworten findet jemand auf Fragen oder zu Themen, die auch andere beschäftigt haben. Oder wo liegen ähnlichen Formen ganz unterschiedliche Themen und Motivationen zu Grunde. Hier fallen mir spontan zwei Schweizer Künstlerinnen ein, die leider beide zu früh verstorben sind: Heidi Bucher und Hanna Villiger.
Heidi Bucher, die mit ihren Häutungen ganze Räume als Hülle des Menschen auffasste und in ihren riesigen Latexgebilden die materiell präsente und doch unsichtbare Innenhaut dieser Räume suchte. Das Äussere des Inneren, und zugleich das Innere des Äusseren schaffend. Die Haut erscheint hier als Pergament, in das sich die Geschichten und Schichten eines Raumes und seiner Bewohner einschreiben.
Oder Hanna Villiger in ihren Körperfotografien, insbesondere aus den Jahren 1994 und 95, (wovon auch in St.Gallen schon einige zu sehen waren), den Fragmenten ihres eigenen Körpers, die zu wandfüllenden, skulpturalen Kompositionen gefügt sind. Auch bei Hanna Villiger ist man berührt vom Zusammenspiel der plastischen Präsenz des Körperlichen mit der Fragilität und Verletzlichkeit der Haut, die diesen Körper umhüllt.
Zu den Zeichnungen bildet eine beinahe "echte Haut" den Kontrapunkt. Kopfüber aufgespannt zwischen Decke und Boden dehnt sich eine Latexhaut in Menschenform. Ein zwiespältiges Objekt, das einerseits in seiner Unversehrtheit eher als Umhüllendes, als zweite Haut, als seltsames Kleid, ja vielleicht obsessiver Schutzanzug anmutet, und andererseits ebenso stark befremdet, wenn es als abgezogene, vom Körper gelöste Haut betrachtet wird und diesen als schutzlos entblössten assoziiert.
Diese Ambivalenz von Zärtlichkeit und Grausamkeit, von Verhüllen und Enthüllen, von Sanftheit und Zwanghaftigkeit, die in vielen Zeichnungen spürbar wird, findet in diesem Objekt die dreidimensionale Entsprechung. Und sogar diese Dreidimensionalität ist unbestimmt, schwankt doch auch hier die Wahrnehmung zwischen der Flächigkeit einer aufgespannten Haut und der Plastizität der Falten und des mitgedachten Körpers.
Mit der Übertragung der Thematik von Körperlichkeit und Fläche, von Masse und Transparenz auf den menschlichen Körper und die Haut, betritt Lucie Schenker eine Welt, die unendlich viele Aspekte in sich birgt und in der Welterfahrung von jeder und jedem von uns eine existentielle Ebene berührt.
So möchte ich mit einem Zitat aus Michael Köhlers Text "Die dritte Haut" schliessen:
"Wo wir mit der Welt in Kontakt kommen, stossen wir auf ihre Oberfläche. Die Haut ist, was die Welt umspannt, und die Welt ist, was von einer Haut, einer Oberfläche umspannt wird. Durch die Haut berühren wir die Welt, und die Berührung verschafft uns den Zugang zu ihr."
(Michael Köhler: Die dritte Haut, in: Basler Magazin Nr. 45, 9.11.1996)
--- Corinne Schatz, St.Gallen, April 2007
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14 May 2007
Brandl: Perreault on Why Art History Needs A Re-Write
Artist and critic John Perreault uses the recent exhibition High Times /Hard Times to examine amnesia in art. I have discussed this exhibition here several times; furthermore the topic has also disturbed me for some time. I did one of my Covers paintings about it in 2003, which is the title image here. Perreault’s Artopia art diary blog is usually insightful, but this is one of his best posts yet.
Here’s an excerpt as a tempting taste. then go read the whole piece. It is well worth your time. Link.
"We may still look at Pat Steir and Linda Benglis, but they and others who, according to curator Katy Siegel, attempted to expand painting in an anti-painting period (I agree with that designation) are apparently no longer part of the master narrative that has been taken over by post-modern conceptualism. This track is not my master narrative and probably not yours. It is the strictly academic narrative. On the other hand, nowhere in the catalog do I see proof that po-mo is indeed in control. If so, it's funny that the ruins of the modernist master-narrative were quickly filled in, appropriated by postmodernist, antipainting photography. Somebody somewhere must really need a master narrative to make sense of art.
On the other hand, winners are now defined by sales figures. Goodbye, serious critical tomes. Goodbye, museums as gatekeepers. We are becoming an art world where only bad artists have galleries, only bad artists sell."
By the way, Perreault’s Toothpaste mural paintings are superb.
12 May 2007
Karin Bucher: Stadtrauschen
11 May 2007
09 May 2007
Belcher (UK): Supply and demand..
'Colour Field (English)' - Acrylic on canvas 24" x 36"(real)
My new paintings are fake paintings done on a strictly just in time supply and demand model so if anybody wants one I will paint them ....cuts down on stocktaking :-)
also new dot com website ..
http://www.shaunbelcher.com
08 May 2007
Brandl: Chicago Art Fair Bericht
Hier ist mein persönliches Bericht über die Chicago Kunstmesse (dem Chicago Art Fair, 27. – 30. April 2007), worin ich mit einer „Statements“-ähnlicher Einzelausstellung vertreten war. Damit war ich einer von 40 einjurierten, namhaften Künstlern, der an dieser prestigeträchtigen Messe am so genannten Artist Project an einem eigenen Stand ausgestellt sein wurde.
Leider ist mein Artikel nur in Englisch, denn ich habe zur Zeit zu wenig Zeit, ihn zu übersetzen. Bitte schau das Post sowieso an, ich bin sicher du kannst den meisten davon verstehen und die Bilder sind nicht so schlecht!
Chicago Art Fair by Brandl
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