07 November 2016

Martina Morger Ausstellung Galerie Hollabolla Eschen, Liechtenstein, Vernissagerede Nov. 2016














Martina Morger
Vernissagerede 6. Nov. 2016
"Think of Yourself as a Machine"

Ich könnte lange über Martina Morger und ihre Kunst erzählen, denn sie ist schon eine sehr interessante und komplexe Künstlerin. Eine angehende Künstlerin, aber bereits mit einer unglaublichen Vielschichtigkeit. Es freut mich, dass sie hier schon ausgereifte Arbeiten zeigen kann.
Ich kenne Martina erst seit 3 Jahren. Sie war im Vorkurs der Kunstschule Liechtenstein, wo ich ihr Kunstgeschichte beigebracht habe. Wir haben uns sofort verbunden, "bonded" gefühlt. Wir haben sehr ähnliche Vorgehensweisen zu Leben und zu Lernen; wir sind sogenannte "shotgun intellectuals", "Schrottflinte Intellektuelle", geistig breite Interessen habende Mischlinge. Ich betrachte sie gern als geistige und ästhetische Tochter!
Martina sagte mir schon ein paar Mal, dass ich an ihrer Multimedialität mindesten teilweise "Schuld" habe. Das freut mich sehr! Als ich vor kurzem mit ihr über diese Ausstellung gesprochen habe, hat sie mir erzählt, dass sie gerne mehre Leben hätte, um auch Astrophysik zu studieren. Amüsanterweise, hatte ich kurz vorher zu meiner Frau bemerkt, dass ich wünschte genügend Zeit im Leben dafür zu haben, auch ein Archäologe und ein Physiker zu werden! Klein Martina wollte auch Archäologin werden. Moll moll, Künstlerin Morger und ich sind verwandt.
Martina hat schon ein ereignisreiches Leben, und ich bin sicher, sie wird so weitermachen und während ihres ganzen Lebens expandieren und wachsen.
Martina Morger bekam ihr erstes Diplom von der Universität Zürich in 2010 in Publizistik und Kommunikations-Wissenschaft (übrigens meine Doktor-Alma Mater Schule). Aber DANN geschah etwas Spannendes! Sie ist nach Kapstadt in Südafrika gereist, um in Publizistik zu arbeiten und neue Erlebnisse zu sammeln. Dort angekommen, engagiert sie sich in Fotografie und Tanz, insbesondere African Modern Dance, in Performance. Folglich, mit 22 Jahren, entschloss sie sich, Künstlerin zu werden! And she has succeeded!
Ihre erste Ausstellung war in 2012. Zurzeit setzt sie ihre Studien an der ZHdK in Mediale Künste fort. Martina konzentriert sich da an Inter- und Multimedialen-Arbeit: Performative Malerei und Sound-Installationen. Ziemlich aufregend!
Ihre Kombinationen liegen mir sehr am Herzen --- und am Herzen der Zeit. Ich und mehrere Kunstkollegin und -Kolleginnen machen Kunstwerke, die ich "Mongrel Art" nenne. Morger auch!
"Mongrel" ist ein Wortspiel; es ist Englisch für "Strassen-Mischlingshund" --- ein Bastard. Wir sind gegen Purismus, finden es moralisch und politisch fragwürdig --- zu viel Inzucht in der Kunst. Über Grenzen schreiten, Lücken schliessen, Kreuzen.
Ich bin vor allem für Kreuzungen zwischen Installation, sequenzieller Malerei, Schriftmalerei, bekannt --- die mitunter sogar Vorträge als Performances beinhalten, der "Dr. Great Art" Projekt.
In ähnlicher Weise, aber ganz selbstständig, macht Martina reizvolle Kreuzungen zwischen Malerei, Installation, Computer/Digitale Kunst, Tanz und Performance. Lassen Sie mich eine kurze, oberflächliche Erläuterung ihres Prozesses in diesen Werken jetzt präsentieren:
Morger hat etwas wie ein Rezept erfunden oder besser gesagt, eine neue Form des Notenblatts geschaffen. Ihr Vokabular besteht aus 100 verschiedenen Instruktionen. Sie nahm diese mit einem Tongerät auf, und gibt sie in ein Computerprogramm ein. Da gestaltete sie einen "Flow Chart", ein Ablaufdiagramm von möglichen Aktionen --- kurz einen Algorithmus.
Dieser Algorithmus randomisiert die Sound-Befehle und spielt diese in kleineren Sets von 20, 40 oder 60 Minuten ab. Martina folgte dann ihren eigenen Anweisungen. Sie malte in Schwarz, Weiss, Gelb, Grau, und Blau und wie befohlen. Auf Leinwänden, wie man hier sieht, aber auch auf sehr sehr grossen, ungespannten Leinwandstücken, welche sie später zuschnitt und aufspannte.
Typisch für diese Künstlerin, die Werke sind hoch-intellektuell, aber gleichzeitig auffallend körperbetont. In der Tat, Martina zeigt die potentielle Einheitlichkeit dieser zwei Aspekte in gut-gelebter Erfahrung auf. Eine gute und äusserst erfreuliche Metapher innerhalb ihres Prozesses selbst.
Die Ausstellung heisst "Think of Yourself as a Machine", ('Stelle dir dich als Maschine vor.')
Aber wie John Cage, der auch solche generative Verfahren brauchte, feststellte: Martina Morgers Technik ist in einer Dialektik drin und sucht kreative Kombinationen mit Humanismus und breiter sozio-politischer und mechanistischer Realität.
Darüber hinaus, Martinas Kunst suggeriert andere bedeutende Tropen: Grenzen zu missachten ist ein sehr bedeutungsschweres, politisches und soziales Simile --- über den formalen Gebrauch hinaus.
Aber nicht vergessen! Dies sind auch sehr visuelle, schöne Gemälde!
--- Dr Mark Staff Brandl

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